Wenn Teams schweigen oder was unter der Oberfläche bei stillen Teamkonflikten wirklich passiert
- Bettina Kuschey
- 23. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Konflikte, die man nicht anspricht, sprechen irgendwann selbst
In meiner Arbeit mit Teams und Führungskräften fällt mir immer wieder ein Muster auf:
Je besser die Stimmung nach außen ist, desto mehr frage ich mich: Was wird hier gerade nicht gesagt?
Es sind nicht die lauten Teams, die mich in Alarmbereitschaft versetzen.
Es sind die stillen, die harmonischen, die reibungslosen Teams. Zumindest auf den ersten Blick sind sie still, harmonisch und reibungslos.
Denn echte Reibung zeigt sich nicht immer im Tonfall.
Oft liegt sie in Blicken, in Pausen, in ständig verschobenen Meetings.
Oder darin, dass Ideen auf dem Papier bleiben, Entscheidungen im Kreis laufen, Verantwortungen sich verwischen.
3 Ebenen, auf denen stille Teamkonflikte entstehen – ohne dass sie je ausgesprochen werden
1. Die implizite Kultur: Was darf hier eigentlich gesagt werden?
In jedem Team gibt es ungeschriebene Regeln.
Hier habe ich einige, plakative Beispiele:
„Kritik nach oben? Besser nicht.“
„Sorge zeigen? Schwäche.“
„Wenn du was sagst, machst du dich unbeliebt.“
Diese Regeln werden selten bewusst formuliert und dennoch prägen sie alles:
Kommunikation, Vertrauen, Offenheit, Innovationskraft.
Wenn du also das Gefühl hast, „wir sagen nichts, weil wir uns respektieren“ dann frage dich zuerst:
Ist es wirklich Respekt, oder sagen wir nichts, weil wir Angst vor der Reaktion haben?
2. Die Verhaltensdynamik: Wer nimmt wie Raum ein und wer bleibt leise?
Ich beobachte in vielen Teams eine typische Verteilung:
Ein oder zwei sehr dominante Stimmen
Einige „Wissende“, die intern viel mitbekommen, aber kaum reden
Eine schweigende Mehrheit, die ausweicht nicht, weil sie nichts zu sagen hätte, sondern weil sie keine Resonanz erwartet
Teamkonflikte entstehen hier nicht im Streit sondern im ständigen Nicht-Gesehenwerden.
Das erzeugt Frustration. Und irgendwann: Rückzug, Ironie, Zynismus.
3. Die Konfliktvermeidungslogik: Lieber nicht, sonst…
In vielen Organisationen wird Konfliktvermeidung als Professionalität missverstanden.
Ein Teammitglied erzählte mir einmal:
„Ich weiß, dass wir ein Problem mit der Kollegin haben aber wenn ich das anspreche, muss ich es auch lösen. Und dafür fehlt mir die Kraft und eigentlich ist es nicht meine Verantwortung.“
Verständlich. Und gleichzeitig: Jeder unausgesprochene Konflikt wird mitgezählt.
Im Kopf. Im Körper. In der Teamatmosphäre.
Praxisbeispiele: Wie unausgesprochene Spannungen sich bemerkbar machen
Es werden ständig neue Prozesse entwickelt, aber keiner wird durchgezogen. Warum? Weil keiner sich traut, den eigentlichen Widerstand zu thematisieren.
"Vertrauliche" Feedbackgespräche mit der Führungskraft. Im Team wird das als Intransparenz wahrgenommen und fördert Misstrauen.
Ein Kollege, der nie kritisiert wird weil er „eh nicht zuhört“ und "weil es eh nix bringt", also macht’s einfach niemand mehr.
All das sind keine Randnotizen und auch nichts Erfundenes, sonder tatsächliche Themen in unzähligen Teams. Aber viel wichtiger! Das sind dynamische Bremsen.
Was können Sie als Führungskraft tun?
1. Konflikte entmystifizieren
Konflikte sind kein Zeichen von Scheitern, sondern von Reibung. Und Reibung bedeutet Bewegung. Sprechen Sie darüber. Normalisieren Sie Konflikte.
2. Neutrale Dritte einbeziehen. Früher, nicht später!
Viele Teams warten, bis „nichts mehr geht“. Dabei kann eine externe Moderation schon beim ersten Bauchgefühl Großes bewirken. Warten Sie nicht auf Eskalation sondern investieren Sie in Prävention.
3. Machen Sie Schweigen sichtbar
Fragen Sie in einer Teambesprechung mal ganz bewusst:
– „Was sprechen wir hier selten an, obwohl es eigentlich wichtig wäre?“
– „Gibt es Themen, bei denen wir uns chronisch vertagen?“
4 Denkfehler im Umgang mit Teamkonflikten und deren Risiko
Denkfehler | Wahrheit | Risiko |
„Solange niemand laut wird, passt alles.“ | Stille ist kein Zeichen von Zufriedenheit | Vertrauensverlust |
„Wenn ich nichts sage, verschwindet es.“ | Konflikte lösen sich nicht – sie verlagern sich | Rückzug, Fluktuation |
„Ich will keine Unruhe reinbringen.“ | Wahre Ruhe entsteht durch Klärung, nicht durch Vermeidung | Resignation |
„Das ist nur ein persönliches Thema.“ | Persönliche Themen haben Teamwirkung | Eskalation an falscher Stelle |
Fazit: Schweigen ist kein Frieden
Wenn ein Team nicht mehr spricht, sondern nur noch agiert, organisiert, vermeidet dann ist es Zeit, hinzusehen. Nicht, um Schuldige zu finden. Sondern um wieder handlungsfähig zu werden und Lösungen zu finden.
Denn Konflikte sind kein Zeichen von Schwäche. Aber Schweigen ist es auf Dauer.
Sie wollen mehr zu dem Thema?
🎧 In meiner aktuellen Podcastfolge spreche ich über die drei häufigsten Ursachen für unsichtbare Teamkonflikte – und wie sie aufgelöst werden können: https://www.bettinakuschey.com/podcast/episode/46f9d002/20-streit-ohne-worte-die-3-stillen-teamkiller-uber-die-niemand-spricht
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Fazit: Schweigen ist kein Frieden
Wenn ein Team nicht mehr spricht, sondern nur noch agiert, organisiert, vermeidet dann ist es Zeit, hinzusehen. Nicht, um Schuldige zu finden. Sondern um wieder handlungsfähig zu werden und Lösungen zu finden.
Denn Konflikte sind kein Zeichen von Schwäche. Aber Schweigen ist es auf Dauer.
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Wer schreibt hier?
Hallo, ich bin Bettina Kuschey.
Coach, Trainerin und Expertin für generationenübergreifende Zusammenarbeit.
Mit meinen Coachings, Workshops und Trainings unterstütze ich Unternehmen, Schulen und Privatpersonen dabei, Kommunikation zu verbessern, Konflikte zu lösen und ein starkes Miteinander zu gestalten.
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